Sonntag, 22. Oktober 2017

Wirtschaftsförderung im Schwarzwald

Burgruine oberhalb Staufen
Das Aufgebot für das Wochenende war ziemlich kryptisch gewesen und bestand im Wesentlichen aus den scheinbar zusammenhangslosen Schlagworten Edeltraud, Faust, Staufen und einer Zugabfahrtszeit ab Basel SBB. Da ich aber sowohl den zuständigen Cheforganisator wie auch den Wanderleiter kannte, konnte ich mir den Rest zusammenreimen. Und ich wusste zum Vornherein, dass das Wochenende mit einer positiven Kalorienbilanz enden würde.

Pünktlich fand ich mich also in Basel ein, wo ich K, Cheforganisator T und Wanderleiter J traf, die alle ihre Namen nicht in meinem Blog veröffentlicht sehen wollen (was vermutlich besser ist, wenn man das Vertrauen in eine tragende Schweizer Staatsgewalt nicht zu sehr erschüttern möchte).

Die Bahnfahrt von Basel via Bad Krozingen nach Staufen im Breisgau dauerte gerade lange genug, um die erste Flasche Rotwein zu trinken. Staufen stellte sich dann als ein sehr niedliches Städtchen heraus, das sich damit rühmt, dass der historische Doktor Faust, der Goethe als Vorlage für sein Werk gedient hat, hier gelebt haben soll. Spätestens als wir direkt beim Eingang von unserem Hotel auf Mephisto trafen, zweifelte ich nicht mehr daran. Stilecht in der gemütlichen Fauststube des Restaurants Löwen assen wir zu Abend und testeten den lokalen Wein.

Fauststadt Staufen im Breisgau
Am anderen Tag schlenderten wir kurz über den kleinen Markt, bevor wir mit dem Taxi bis nach Münsterhalden fuhren, wo schliesslich der Wanderteil des Wochenendes begann.

Tagesziel war der (deutsche) Belchen, doch nicht auf direktem Weg, sondern mit zwei Zusatzschlenkern: Der eine Schlenker, weil T unbedingt in der Kälbelescheuer einkehren wollte, der zweite, weil Wanderleiter J Probleme bei der richtigen Wegfindung hatte. Pünktlich zum Mittagessen erreichten wir dann trotzdem die Almwirtschaft Kälbelescheuer und probierten lokale Bier-, Käse- und Fleischspezialitäten.

Als der Wind auffrischte, nahmen wir das als Zeichen, uns wieder auf den Weg zu machen, damit wir den Belchen noch vor der nahenden Regenfront erreichen würden. Zunächst führte die Strecke über Laub bedeckte Waldwege immer flach der Höhenlinie entlang. Ab Haldenhof - dieses Restaurant mussten wir leider auslassen - begann die Schlusssteigung. Am Horizont zwischen den Wolken konnte man die Alpenkette erahnen. Bei klarem Wetter muss der Ausblick atemberaubend sein.

Nach einem kurzen Halt auf dem Gipfel des Belchens ging es auf dem kürzesten Weg direkt ins Restaurant Belchenhaus zu Kaffee und Kuchen. So gestärkt brachten wir den kurzen Abstieg zu unserem Hotel in Belchen-Multen problemlos hinter uns. Nachdem wir die Hotelangestellte davon überzeugt hatten, dass wir mit unseren Wanderstöcken nicht den kostbaren Parkett zerkratzen würden (der sich übrigens als billiger Laminat herausstellte), reichte es sogar noch für ein Bad im hoteleigenen Schwimmbad. Als schliesslich der Regen einsetzte, sassen wir bereits in der gemütlichen Gaststube beim Abendessen.

Belchen DE
Damit man den ganzen Ausflug zumindest annähernd als "Wander"-Wochenende bezeichnen konnte, machten wir uns am Sonntagmorgen zunächst zu Fuss zum Wiedener Eck auf. Genau eine Stunde dauerte die Wanderung durch eine Gegend, welche nicht nur landschaftlich, sondern auch von der Besiedelung her ans Emmental erinnerte.

Beim Berghotel Wiedener Eck, wo wir auf den Bus warteten, war es bei bestem Willen noch zu früh zum Essen, doch nachdem wir die Angebotskarte studiert hatten, machten wir bereits Pläne, wie man die nächste Wanderung organisieren muss, um ein anderes Mal rechtzeitig zum Abendessen hier vorbeizukommen.

Um das Wochenende mit etwas Kultur abzurunden, machten wir einen kurzen Stopp beim Kloster Sankt Trudpert und schauten uns die Klosterkirche an. Danach mussten wir feststellen, dass Wanderleiter J Schwächen beim Lesen von ausländischen Fahrplänen hat. Daher mussten wir zu Fuss zur Bahnstation Münstertal laufen. Wenigstens reichte es dort noch gerade für einen kurzen Apéro im hübschen Restaurant Bahnhof, bevor der Zug zurück nach Staufen fuhr, wo wir rechtzeitig zum Mittagessen im Restaurant Hirschen eintrafen.

Belchenhaus
Auf der Rückreise waren die Anschlüsse so terminiert, dass man den Anschlusszug in Bad Krozingen um drei Minuten verpasste und eine Stunde auf den nächsten Zug nach Basel warten musste. Ich bin sicher, dass dies vom örtlichen Tourismusverband absichtlich so geplant wurde, denn freiwillig würde man kaum mehr Zeit als nötig in Bad Krozingen verbringen.

Zusammenfassend brachte dieses Wochenende die Erkenntnis, dass der Schwarzwald ein lohnendes Wandergebiet ist, es die beste Kürbiscremesuppe im Restaurant Löwen in Staufen gibt, den besten Rehrücken im Restaurant Belchen-Multen und das beste Bier in der Kälbelescheuer. Das Einzige, das ich nicht herausgefunden hatte, war, wer denn eigentlich Edeltraud ist.




Wanderinfos:

  • Gewandert: Freitag/Samstag/Sonntag, 20./21./22. Oktober 2017
  • Route: Münsterhalden - Kälbelescheuer - Haldenhof - Richtstatt - Belchen - Belchen-Multen (Samstag); Belchen-Multen - Lückle - Wiedener Eck (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 30 min (Samstag); 1 h (Sonntag)
  • Distanz: 16,7 km (Samstag); 4,3 km (Sonntag)
  • Höhenmeter: 900 m (Samstag); 180 m (Sonntag)
  • Übernachten: Hotel Restaurant Löwen, Staufen im Breisgau (Freitag); Hotel-Gasthof Belchen-Multen, Aitern (Samstag)






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