Sonntag, 1. Oktober 2017

Auf Saumpfaden durch die wilde Cardinelloschlucht

Erster Blick auf Cardinelloschlucht
Die ViaSpluga führt in vier Etappen von Thusis nach Chiavenna. Patrizia hatte die ganze Strecke vor zwei Jahren gemacht, musste damals aber die Etappe über den Splügenpass auslassen. Als sie beschloss, diese Teilstrecke nachzuholen, schlossen ich und ein paar weitere Mitwanderer uns ihr gerne an - insbesondere nachdem sich herausstellte, dass die Übernachtung bei einer Vinoteca geplant war.

In Splügen brauchten wir zwei Anläufe, um den richtigen Einstieg in die Route zu finden, doch schliesslich waren wir auf dem richtigen Weg, der uns zum Splügenpass hinaufführte. Als die Strecke zwischendurch etwas abflachte, frischte dafür der Wind auf und bliess uns heftig ins Gesicht. Der Splügenpass wurde bereits zur Römerzeit begangen und in der Schlusssteigung zur Passhöhe war der alte Saumweg aus dem Mittelalter noch gut erkennbar. Während wir es eher gemütlich nahmen, stellten wir uns vor, wie viel beschwerlicher der Unterhalt der Wegstrecke und die Überquerung des Passes früher gewesen sein mussten.

Monte Spluga
Auf der Passhöhe wehte der klägliche Rest einer italienischen Flagge und zeigte damit an, dass wir die Landesgrenze überquert hatten. Nach einem kurzen Abstieg kam schon bald das kleine Dörfchen Monte Spluga in Sicht, welches am gleichnamigen See liegt. Die Hauptstrasse besteht aus einer einzigen, bunten Häuserzeile. In der altehrwürdigen, mit sehr viel Charme eingerichteten Albergo della Posta bezogen wir unsere Zimmer. Danach blieb uns noch viel Zeit für einen ausgiebigen Apéro, bevor wir uns dann im vollbesetzten Restaurant die Bäuche mit Pasta und Braten vollschlugen.

Die Wetteraussichten für den Sonntag waren durchzogen und der Morgen brachte auch einen bedeckten Himmel, so dass das Grüppchen, welches sich nach dem Frühstück aufmachte, entlang des Lago di Monte Spluga weiterzuwandern, merklich geschrumpft war. Doch schon nach kurzer Zeit drangen die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolken. Der See wurde von einer Staumauer abgeschlossen und von ihr konnte man einen ersten Blick auf die Cardinelloschlucht werfen, aus welcher Nebelschwaden hochstiegen - ein Bild voller wilder Schönheit!

Cardinelloschlucht
Direkt nach der Staumauer begann der steile Abstieg in die Schlucht. Der schmale, ausgesetzte Weg schlängelte sich den schroffen Felswänden entlang und wir wunderten uns, wie es möglich gewesen war, dass selbst ganze Armeen die Schlucht durchquert hatten. Wenn wir zurück blickten, sahen wir hoch über uns die Staumauer des Lago di Monte Spluga. Die Cardinelloschlucht war zweifellos das schönste Stück der Wanderung. Immer wieder hielten wir an, um die Landschaft zu bestaunen und Fotos zu machen.

Als wir das steilste Stück der Schlucht hinter uns hatten, tauchten wir plötzlich in den Nebel ein, der sich von oben so atmosphärisch in Szene gesetzt hatte. Je tiefer wir kamen, desto dichter wurde er, und nur ab und zu schimmerten herbstlich leuchtende Bäume durch den grauen Schleier. Wir passierten menschenleere Weiler und mussten unsere Hoffnung, dass wir irgendwo einen Kaffee bekommen würden, schnell aufgeben.

Aus dem Nebel tauchten schliesslich die ersten Häuser von Isola auf, und Patrizia wusste, wo es hier nicht nur einen Kaffee, sondern auch einen Teller Pasta gab: In der Locanda Cardinello liessen wir uns vom Besitzer, einem freundlichen, alten Männchen, nicht nur gut bewirten, sondern er zeigte uns auch voller Stolz seine kürzlich renovierten Zimmer. Wir waren vom geschmackvollen Mix aus alt und modern restlos begeistert! Wir hätten hier gerne eine Nacht verbracht, doch leider mussten wir unseren Bus erwischen, der uns auf der kurvenreichen Strasse über den Splügenpass zurück nach Splügen brachte.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 30. September/1.Oktober 2017
  • Route: Splügen - Marmorbrücke - Bodmastafel - Splügenpass - Monte Spluga (Samstag); Monte Spluga - Cardinelloschlucht - Rasdeglia - Isola (Sonntag) (Etappe 3 der ViaSpluga/regionale Route Nr. 50)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h (Samstag); 3 h (inkl. unzählige Fotostopps; Sonntag)
  • Distanz: 9,5 km (Samstag); 9 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 705 m (Samstag); 120 m (Sonntag)
  • Übernachten: Albergo della Posta, Monte Spluga






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen