Sonntag, 15. Oktober 2017

Indian Summer im Engadin

Val Roseg
Das Graubünden ist für mich wandertechnisch unentdecktes Land und um das zumindest ein bisschen zu ändern, schloss ich mich wieder einmal den Wanderfreaks an.

Die Wanderung begann in Pontresina, was eine fast vierstündige Anfahrt bedeutete. Doch die lange Zugsfahrt war für sich alleine bereits ein Erlebnis, denn sie führte über die mit zahlreichen Tunnels und Brücken ausgestattete Albula-Linie (UNESCO-Welterbe, wie im Zug mehrfach betont wurde). Vom Zugsfenster aus konnte man zudem einen ersten Blick auf die gelb leuchtenden Lärchenwälder werfen.

Davon gab es dann aus nächster Nähe noch mehr, als wir von Pontresina aus ins Val Roseg einstiegen. Mit dem Bach, der sich in der Talsohle ausbreitete, den bunten Wäldern im Vorder- und den schneebedeckten Gipfeln vor tiefblauem Himmel im Hintergrund, konnte man sich fast in der kanadischen Wildnis wähnen.

Blick Fuorcla Surlej Richtung Bernina
Beim Hotel Roseg begann der steile Aufstieg zur Fuorcla Surlej. Mit jedem Höhenmeter wurde die Aussicht noch schöner und Zacken um Zacken schob sich das Berninamassiv in unser Blickfeld. Die gut 1'000 Höhenmeter wurden schliesslich aber doch anstrengender als ich erwartet hatte und es gab Momente, wo ich zu beschäftigt war mit Atmen, als dass ich der spektakulären Landschaft noch hätte genügend Beachtung schenken können. Das holten wir dann aber auf der Fuorcla Surlej (2'753 m) ausgiebig nach und machten unzählige Fotos von Piz Bernina und Biancograt, wie sie sich in einem kleinen Tümpel spiegelten.

Beim Abstieg in Richtung St. Moritz öffnete sich schliesslich der Blick auf die Engadiner Seenplatte und wir machten Pause beim angeblich schönsten Aussichtspunkt des Engadins: Ob das zutrifft, weiss ich nicht, die Sicht auf Silser- und Silvaplanersee, die blau unter uns in der tief stehenden Sonne glänzten, umgeben von gelben Lärchenwäldern, war auf jeden Fall kaum zu überbieten (langsam gehen mir zur Beschreibung dieser Wanderung die Superlative aus).

Silser- und Silvaplanersee
Via Hahnensee erreichten wir schliesslich St. Moritz. Ich hatte beschlossen, in St. Moritz zu übernachten, um so das Maximum aus der langen Anreise und dem Bilderbuchwetter des Wochenendes herauszuholen.

Am Sonntag startete ich gemütlich und nahm für einmal für die Überwindung der Höhenmeter die Bahn. Auf dem ersten Kurs am Morgen hatte es nur zwei Passagiere und so lud uns der Fahrer für die Fahrt nach Corviglia in den Führerstand der Standsteilbahn ein. Ein eindrückliches Erlebnis, direkt auf die Schienen und Metallseile blicken zu können!

Von Corviglia aus wanderte ich zu einem namenlosen, künstlichen See, der wohl vornehmlich dazu dient, die zahlreichen Schneekanonen, die bereits einsatzbereit auf den Wiesen standen, mit Wasser zu versorgen. Direkt dahinter lag der Lej Alv, der zwar kleiner war, aber wenigstens einen Namen hatte.

Im Führerstand nach Corviglia
Über eine breite Fahrstrasse ging es dann hinunter nach Marguns, bevor die einzige Steigung des Tages begann. Ich folgte der ausgeschilderten Via Engadina und der Weg schlängelte sich immer dem Hang entlang. Kein Wölkchen trübte die Sicht ins Tal und in Richtung Bernina. Der Himmel war so blau, es war schon fast langweilig. Bei der Alp Muntatsch begann schliesslich der lange Abstieg nach Samedan. Der Weg führte durch einen golden leuchtenden Lärchenwald und die Luft roch nach Tannennadeln und Harz. Ich genoss jeden Atemzug!

In Samedan passte es gerade auf den Zug, der via Zuoz und Vereinatunnel zurück ins Unterland fuhr, so dass ich auch diesen Teil des Engadins noch zu sehen bekam.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 14./15. Oktober 2017
  • Route: Pontresina - Val Roseg - Alp Surovel - Fuorcla Surlej - Crap Alv - Hahnensee/lej dals Chöds - St. Moritz (Samstag); Corviglia - Lej Alv - Glüna - Marguns - Alp Clavadatsch - Alp Muntatsch - Samedan (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 45 min (Samstag); 3 h 20 min (Sonntag)
  • Distanz: 20 km (Samstag); 13,7 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'015 m (Samstag); 300 m (Sonntag)
  • Übernachten: Hotel Hauser, St. Moritz




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