Montag, 1. September 2025

Über die Grünhornlücke zum höchsten Berner (Gletschertrekking von der Jungfrau zur Grimsel 1/2)

@wandernohneende
Vor zwei Jahren hatte ich ein Gletschertrekking vom Jungfrauhoch zum Grimselpass gebucht. Leider musste damals die Tour nach zwei Tagen wegen eines Unwetters abgebrochen werden. Dieses Jahr versuchte ich mein Glück mit der gleichen Route nochmals und dieses Mal versprachen die Wetterprognosen vier Tage lang nichts als eitler Sonnenschein.

Die Strecke vom Jungfraujoch über den Jungfraufirn hinab zum ausgedehnten Konkordiaplatz, entlang von steilen Felswänden und Gletscherabbrüchen, war so eindrücklich wie ich sie in Erinnerung hatte und wurde auch bei Wiederholung nicht langweilig. Ebenfalls alles andere als langweilig war der Aufstieg über die 526 luftigen Treppenstufen hinauf zur Konkordiahütte - ich fand, dass ich sie besser meisterte als vor zwei Jahren. Das Bier auf der Terrasse der Hütte mit freiem Blick über den Aletschgletscher hatte ich mir auf jeden Fall verdient.


Der nächste Morgen begann mit dem Abstieg über dieselben 526 Treppenstufen. Und dann betrat ich Neuland: Zunächst auf dem Geröllfeld neben, dann auf dem Grüneggfirn selber, stiegen wir Schritt für Schritt in Richtung Grünhornlücke hinauf. Hinter uns strahlte das Eis des Konkordiaplatzes in der Sonne, während wir noch lange im Schatten blieben.

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Die Sonne erreichte uns schliesslich gleichzeitig wie wir die Grünhornlücke (3'266 m) erreichten. Direkt vor uns ragte das imposante Finsteraarhorn in den Himmel, seines Zeichens der höchste Berg des Kantons Bern. Tief unten an seiner Felswand konnten wir bereits die nach ihm benannte Hütte, unser heutiges Tagesziel, erkennen.

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Luftlinie schien es bis dorthin auch gar nicht mehr so weit zu sein, doch es kostete schliesslich ziemlich Zeit, die zahlreichen Gletscherspalten zu umgehen, die von weichem Schnee bedeckt waren. Schneller vorwärts kamen wir dann auf dem aperen Fiescherfirn. Wir wanderten quer über ihn und auf der anderen Seite angekommen, zogen wir die Steigeisen aus und kraxelten über einen steilen Weg hoch zur Hütte.

Die Finsteraarhornhütte (3'047 m) ist gross, modern, hat eine schöne Sonnenterrasse und kann mit den breitesten Betten aller bisher von mir besuchten SAC-Hütten aufwarten. 

Wir verbrachten einen gemütlichen Nachmittag auf der Terrasse unter den schattenspendenden Sonnenschirmen und genossen einfach die Welt um uns herum, die aus nichts ausser Bergen, Gletschern und blauem Himmel zu bestehen schien.


Die Fortsetzung zur Oberaarjochhütte und Grimsel folgt...


Wanderinfos:

  • Gewandert: Donnerstag/Freitag, 7./8. August 2025
  • Route: Jungfraujoch - Jungfraufirn - Konkordiaplatz - Konkordiahütte (Donnerstag); Konkordiahütte - Grüneggfirn - Grünhornlücke - Fiescherfirn - Finsteraarhornhütte (Freitag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 30 min (Donnerstag); 4 h 45 min (Freitag)
  • Distanz: 8,5 km (Donnerstag); 6,5 km (Freitag
  • Höhenmeter210 m; 850 m (Donnerstag); ↑740 m; 520 m (Freitag)
  • Übernachten: Konkordiahütte SAC (Donnerstag); Finsteraarhornhütte SAC (Freitag)

 

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Route Donnerstag & Freitag

 

Donnerstag, 21. August 2025

Frost auf dem Cavannapass (Über Höhen und Pässe 3/3)

@wandernohneende
Wir waren am 1. August zu siebt auf der Göscheneralp gestartet. Zwei Tage später wagten sich nur drei von uns auf die dritte Etappe unserer Viertageswanderung. Die Wetterprognosen versprachen zwar eine Wetterbesserung, doch am frühen Morgen, als sich die Übriggebliebenen auf den Weg machten, hingen die Wolken immer noch tief über der Rotonodohütte und den umliegenden Bergkämmen.

Ein kurzer Abstieg brachte uns von der Hütte auf die Schwemmebene hinunter, welche der zurückweichende Witenwasserengletscher hinterlassen hatte. Danach folgte der unvermeidliche Wiederaufstieg in die Wolken hinauf. Ein ausgehöhltes Schneefeld, welches über einem Wildbach lag, umgingen wir grosszügig.

Bald schon hatte ich jede Orientierung verloren; rund um uns herum gab es nichts als grau-braune Felsen und weisser Nebel. Da war es gut, dass es nicht nur auf gefühlt jedem zweiten Stein eine weiss-rote Markierung gab, sondern sich auch jemand die grosse Mühe gemacht hatte, Steine zu Treppen zu arrangieren. Einen so gut ausgebauten alpinen Wanderweg hatte ich selten gesehen.

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Wir passierten einen kleinen See und je höher wir stiegen desto eisiger wurde der Wind. Auf dem Hüendersattel (2'692 m) erreichten wir schliesslich den Ronggergrat und dort waren Felsen, Blumen und Wegweiser von einer dicken Frostschicht bedeckt.

Mit hochgezogenen Kapuzen folgten wir dem breiten Gratweg und werweisten dabei, wie schön der Blick von hier oben wohl wäre ohne die weisse Wand davor. Wir kamen zum Schluss, dass wir diese Gratwanderung bei besserem Wetter unbedingt wiederholen mussten.

Beim Passo di Cavanna (2'613 m) bogen wir nach Süden ab und einmal mehr war auf die Sonnenstube Tessin Verlass: Der Himmel riss auf und je tiefer wir stiegen, desto wärmer wurde es. Eine Aufschrift auf einem Stein wies uns die Richtung ins Bedrettotal. 

Auf einem breiten Feldweg ging es eine Weile fast flach vorwärts. Ein Wegweiser, welcher eine Zeit von unter einer Stunde bis zur Capanna Piansecco anzeigte, stimmte uns zudem hoffnungsvoll - nur um gute zwanzig Minuten später einen weiteren Wegweiser zu erreichen, welcher noch über eine Stunde anzeigte. Wir waren nicht nur langsamer unterwegs als die angegebene Marschzeit, wir schienen uns sogar in der Zeit rückwärts zu bewegen!

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Ein gerölliger Steilhang setzte uns zusätzlich zu und obwohl der Weg schliesslich durch einen lieblichen Wald führte, sehnten wir uns nur noch nach der Hütte, welche wir durch die Bäume zu erspähen glaubten. Es dauerte dann aber noch einige Kurven, bis wir vor der modernen Capanna Piansecco standen. 

Diesmal erreichten wir die Hütte früh genug, um auf der sonnigen Terrasse das langersehnte "Plättli" geniessen zu können und mit Prosecco auf unseren Durchhaltewillen anzustossen. 

Am letzten Tag war ursprünglich vorgesehen gewesen, bis auf den Nufenenpass zu laufen. Wir spürten aber alle die letzten drei Etappen in den Beinen und so schlug Nicole eine verkürzte Wanderung vor: Nach einem Abstecher zum Lago delle Pigne die Wanderung unterhalb der Passhöhe bei Cruina zu beenden. Ein Vorschlag, der sofort Zustimmung fand.

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Nach den Erfahrungen der letzten Tage, an denen wir immer langsamer als berechnet gewandert waren, planten wir für die letzte Etappe eine üppige Zeitreserve ein. Doch selbst nach einem gemächlichen Aufstieg zum Lago delle Pigne (2'280 m) und einer  ausgiebigen Pause an seinem Ufer erreichten wir schliesslich die Bushaltestelle Cruina fast eine Stunde zu früh. Zum ersten Mal an diesem Wochenende waren wir schneller gewandert als berechnet.

Wir überbrückten die Wartezeit mit Sonnentanken an einer warmen Steinmauer und stiegen dann ins mit Renter gefüllte Postauto, welche auf einer Pässefahrt waren. 

Es waren - trotz fehlendem Wetterglück - sehr schöne vier Tage gewesen, perfekt organisiert von Nicole, mit einigen Wanderungen, die ich bei besseren Bedingungen gerne wiederholen würde (Nepali Highway, Ronggergrat) und einer, die keiner Wiederholung bedarf (Lochberglücke).

Den ersten Teil der Wanderung über die Lochberglücke kann man hier nachlesen; den zweiten über den Nepali Highway hier.

 

Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag/Montag, 3./4. August 2025
  • Route: Rotondohütte - In den Hühnerstöcken - Hüendersattel - Ronggergrat - Passo di Cavanna - Cascina Nuova - Cascina dei Sterli - Alpe di Ruino - Capanna Piansecco (Sonntag); Capanna Piansecco - Lago delle Pigne - Manió di Sopra - Ciuréi di Mezzo - Cruina (Montag)
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 45 min (Sonntag); 2 h 15 min (Montag)
  • Distanz: 14,3 km (Sonntag); 6,2 km (Montag)
  • Höhenmeter655 m; 1'190 m (Sonntag); 425 m; 364 m (Montag)
  • Übernachten: Capanna Piansecco CAS (Sonntag)

 

@wandernohneende
Route Sonntag

@wandernohneende
Route Montag

Montag, 18. August 2025

Nebel auf dem Nepali-Highway (Über Höhen und Pässe 2/3)

@wandernohneende
Der zweite Tag unserer viertägigen Wanderung startete nass, kalt und neblig. Gut verpackt verliessen wir den Schutz der gastlichen Albert-Heim-Hütte und machten uns auf in Richtung Nepali Highway. 

Als Nepali Highway wird die Verbindung zwischen Albert-Heim- und Sidelenhütte bezeichnet. Der Name soll daher kommen, dass nepalesische Mitarbeiter der beiden Hütten den Weg erschlossen, um sich gegenseitig einen Besuch abstatten zu können. Bei schönem Wetter muss diese Strecke einen imposanten Blick auf Berge und Gletscher bieten, wir hingegen waren darauf bedacht, keine Mitwanderer im Nebel zu verlieren. 

@wandernohneende
Wie der Übergang über die Lochberglücke ist auch der Nepali Highway blau-weiss markiert, doch ist letzerer - selbst über die wenigen Blockfelsfelder - besser markiert und ausgebaut, so dass trotz der ungemütlichen Witterungsbedingungen die Wegfindung problemlos war.

Wir konsultierten gerade die Karte, um herauszufinden, wie weit wir von der Sidelenhütte (2'708 m) noch entfernt waren, als diese unvermittelt aus den Wolken auftauchte. Wir gönnten uns in der warmen Gaststube eine Pause. Als wir wieder ins Freie traten, tanzten Schneeflocken um uns herum.

Albert-Heimhütte, Nepali Highway, Furkapass, Rotondohütte
Während des Abstiegs zum Furkapass wurde das Wetter allmählich besser und wir begannen, einzelne Kleidungsschichten auszuziehen. Dabei fantasierten wir von Steaks mit Pommes Frites, welche wir auf dem Furkapass zu Mittag essen wollten. Die Fantasie verpuffte schnell, als sich herausstellte, dass es weder beim Furkablick noch auf dem Furkapass ein Restaurant gibt. 

Hingegen gibt es auf dem Furkapass (2'429 m) zwei knapp fünfzig Meter auseinander liegende Wegweiser, welche bezüglich der Wanderzeit zur Rotondohütte um eine halbe Stunde voneinander abweichen. Aber eigentlich war die wahre Wanderzeit egal - wir waren auch an diesem Tag langsamer als alle angeschriebenen und berechneten Marschzeiten unterwegs.

Wir mussten uns also mit einem Mittagessen aus dem Rucksack an einem etwas windgeschützten Hang begnügen. Dabei hatten wir freie Sicht auf die Dampfeisenbahn, die die Bahnstrecke über den Furka hinaufschnaufte und schwarze Wolken in den Himmel bliess.

Albert-Heimhütte, Nepali Highway, Furkapass, Rotondohütte
Der Rest des Tages erschöpfte sich - und mich - in einem repetitiven Aufstieg auf einen Bergkamm, anschliessendem Abstieg in ein Tal und Wiederaufstieg auf den nächsten Bergkamm. Das Motto der Wanderung war ja schliesslich über "Pässe und Höhen" und Höhen gab es auf diesem Wegabschnitt mehr als genug. Als ganz überflüssig empfand ich den Tälligrat: Während es von weitem ausgesehen hatte, als würde man diesen umgehen, war spätestens als wir ganz oben auf dem Grat den Wegweiser entdeckten klar, dass diese Hoffung vergebens war. Im Zickzack ging es auch diese letzte Höhe hinauf. 

Auf dem Tälligrat (2'440 m) angekommen, zeigte der Wegweiser immer noch eine halbe Stunde zur Rotondohütte an. Wenigstens ging diese vorwiegend abwärts. Nach über acht Stunden Wanderzeit kamen wir dann endlich bei der Hütte an. Auch an diesem Abend gehörten wir zu den späten Gästen, doch zumindest hatte man noch keine Späher nach uns losgeschickt. 

Den ersten Teil unserer Wanderung über die Lochberglücke kann man hier nachlesen; die Fortsetzung über den Cavannapass ins Bedrettotal hier.

 

Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 2. August 2025
  • Route: Albert-Heim-Hütte - Nepali Highway - Sidelenhütte - Furkapass - Stotzigen Firsten - Ampelenplängge - Im hinteren Wissbach - Tälligrat - Rotondohütte
  • Unsere Wanderzeit: 8 h 15 min
  • Distanz:  18,7 km
  • Höhenmeter1'240 m; 1'180 m  
  • Übernachten: Rotondohütte SAC

 


 

 

Dienstag, 12. August 2025

Blocksteinfelder an der Lochberglücke (Über Höhen und Pässe 1/3)

@wandernohneende
Unsere Projektwanderungen werden immer seltener, doch Nicole hatte über ein verlängertes 1. August-Wochenende eine viertägige Tour zusammengestellt, die zeigte, dass Qualität vor Quantität geht. 

Der Ausgangspunkt war die Göscheneralp, wo wir - von mir verschuldet - mit einer Stunde Verspätung starteten. Ich hatte schon zahlreiche Wanderungen rund um den wunderschönen, türkisblauen Göscheneralpsee gemacht. Was mir noch fehlte, war der Übergang über die Lochberglücke. Diese Lücke wollte ich heute schliessen.

Wir wanderten zunächste eher flach dem Seeufer entlang, bis der blau-weisse Wegweiser bergwärts zeigte. Von da an kannte der Weg nur noch eine Richtung: Aufwärts. Steil aufwärts. Während wir uns langsam nach oben bewegten, bewegten sich die Wolken eilig nach unten, so dass wir bald vom Nebel umhüllt waren. Am Schluss regnete es aber nur für ein paar Minuten und das Wetter entwickelte sich von da an besser als befürchtet.

@wandernohneende
Schlechter als befürchtet entwickelte sich hingegen meine Fitness. Eine zusätzliche Anstrengung stellte im oberen Teil des Aufstiegs ein ausgedehntes Feld von grossen Blockfelsen dar, durch welches wir mehr oder weniger planlos kraxelten, im Versuch, den scheinbar ebenso planlos angebrachten weiss-blauen Markierungen zu folgen. Die Lochberglücke ist vor allem eines: Ein riesiger Haufen Felsschutt.

Der Ausgang aus dem Blocksteinfeld durch ein Couloir war dann wieder deutlicher markiert, und nach einem letzten Aufschwung und der Querung eines übrig gebliebenen Schneefelds, erreichten wir schliesslich die Lochberglücke (2'814 m). Die Wolken hatten sich unterdessen genügend gelichtet, so dass sich der Blick gegen Süden öffnete. Unter uns sahen wir auch bereits das heutige Tagesziel, die Albert-Heim-Hütte, auf einem grossen Felsen thronen. 

@wandernohneende
Unsere Verspätung hatte unterdessen noch mehr zugenommen und wir stellten mit einer gewissen Frustration fest, dass wir langsamer waren als die angeschriebenen Wanderzeiten. Man wird eben nicht jünger.

Das letzte Stück zur Albert-Heim-Hütte führte zunächst einen abschüssigen Hang hinunter, nur um auf der anderen Seite wieder anzusteigen. Wir kamen zum Schluss, dass man in den Alpen noch viel mehr Hängebrücken bauen könnte, um ineffiziente Auf- und Abstiege zu reduzieren.

Als wir endlich die Hütte erreichten, kam uns gerade die Hüttenhilfe mit einem Feldstecher in der Hand entgegen, um nach uns Ausschau zu halten. Wir hatten kaum Zeit zum Händewaschen, bevor es Abendessen gab. So spät bin ich noch nie in einer Hütte angekommen.

Meine Lochberglücke-Lücke hatte ich gefüllt, doch meiner Meinung nach ist eine einmalige Füllung völlig ausreichend und eine Wiederholung nicht notwendig.

 

Teil 2 der Wanderung über den Nepali Highway kann man hier nachlesen; Teil 3 über den Cavannapass ins Bedrettotal hier (Spoiler: Es wurde (noch) anstrengender und das Wetter nicht besser).


Wanderinfos:

  • Gewandert: Freitag, 1. August 2025
  • Route: Göscheneralp - Älprigenplatten - Älprigen - Lochberglücke - Albert-Heim-Hütte
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 20 min
  • Distanz: 7,2 km
  • Höhenmeter1'150 m; 435 m  
  • Übernachten: Albert-Heim-Hütte SAC 


 

 

 

Donnerstag, 31. Juli 2025

Gratwanderung am Jakobshorn

@wandernohneende
Ich hatte mich wieder einmal einer sehr netten Spontactsgruppe angeschlossen, diesmal für einen Abstecher auf das Davoser Jakobshorn. 

Der erste Teil der Wanderung führte durch den Wald und dank einem ambitionierten Tempo erreichten wir schon bald unser erstes Zwischenziel, die Ischalp. Dort belohnten wir uns für den zügigen Aufstieg mit einer ersten Rast im Restaurant. 

Während die Mountainbiker anstanden, um in die Gondel zu steigen, ging es für uns dann wieder zu Fuss weiter den Berg hinauf, wenn auch nicht mehr ganz so schnell wie zu Beginn.

@wandernohneende
Der ausgedehnte, baumlose Hang zeigte die typischen Anzeichen eines Winterskigebiets: Die Vegetation war karg und kurzgewachsen, festinstallierte Schneekanonen warteten auf kühlere Zeiten und in einer Senke waren Bagger dabei, einen weiteren künstlichen Teich als Wasserspeicher anzulegen.

Vom Gipfel herab brausten uns aber keine Skifahrer entgegen, sondern Mountainbiker. Diese waren ausnahmslos alle äusserst rücksichtvoll und stoppten jedes Mal, um uns auf dem Wanderweg den Vortritt zu lassen.

Pünktlich zur Mittagszeit erreichten wir das Jakobshorn (2'590 m). Die Bergstation auf seinem Gipfel ist gut erkennbar einem Schiff nachgebildet. Nach einer Pause in der Sonne folgte der schönste Teil der Wanderung: Über einen Grat stiegen wir noch etwas höher zum Jatzhorn (2'681 m), dem höchsten Punkt der felsigen Bergkette. Von dort ging es abwechslungsreich immer weiter dem teilweise schmalen Rücken entlang, welcher das Sertig- vom Dschimatal trennt. Ich hatte schon beide Täler bewandert: Ersteres beim Aufstieg Richtung Grialetschhütte, zweiteres beim winterlichen Abstieg von der Keschhütte.

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Die Wetterprognose hatte für den Nachmittag Regen angesagt und tatsächlich zogen Wolken auf und der Wind wurde stärker. Bei der Tällifurgga verliessen wir den Grat und machten uns rasch an den Abstieg. Ab und zu rauschte ein weiterer Mountainbiker an uns vorbei, doch Wanderweg und Biketrail waren meistens getrennt und bei den wenigen Punkten, wo sie sich vereinigten oder kreuzten, deutlich markiert. Ich fand diese Wanderung ein schönes Anschauungsbeispiel dafür, wie Wanderer und Velofahrer gut und konfliktfrei aneinander vorbeikommen können.

Der Regen liess schliesslich - wie unse Touresnorganisatorin korrekt vorhergesagt hatte - auf sich warten und wir erreichten trocken Sertig Dörfli, wo wir auf unsere gelungende Wanderung mit einem lokalen Bier anstiessen.

 

Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 19. Juli 2025
  • Route: Davos Platz - Bolgen - Ischalp - Clavadeler Bärg - Jakobshorn - Jatzhorn - Witihüreli - Tällifurgga - Gaschurnaalp - Ägerti - Sertig Dörfli
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 10 min
  • Distanz: 15,7 km
  • Höhenmeter1'270 m; 980 m 

 


 

 

Donnerstag, 24. Juli 2025

Steinböcke auf dem Güggigrat - Vom Gemmenalp- aufs Niederhorn

@wandernohneende
Nachdem ich am Samstag mit dem SAC von der Engstligenalp nach Sunnbüel gewandert war, entschloss ich mich spontan, meinen Aufenthalt im Berner Oberland um einen Tag und eine Wanderung zu verlängern. Bei einer kurzer Recherche stiess ich auf den Niederhorn-Panoramaweg und damit auf das zweite Wanderziel des Wochenendes.

Mit dem Bus fuhr ich - zusammen mit zahlreichen Gleitschirmfliegern - von Interlaken bis zur Waldegg. Nach einer kurzen Steigung am Anfang führte die Wanderung zunächst bei angehnehmen Temperaturen auf einem breiten Weg fast flach durch den schattigen Wald. Ich fand es schon fast ein bisschen kühl, doch ich kam ganz schnell ins Schwitzen, als ich das Ende des Geländeeinschnitts erreichte und es über zahlreiche Treppenstufen aus dem steilen Tobel heraus ging. 

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Bei der Chüematte verliess ich den Wald und vor mir lagen - zum Geländenamen passend - weite Kuhweiden. Hier gab es auch den ersten Blick auf das blockförmige Gemmenalphorn. Von der Gemmenalp hätte es einen direkten Aufstieg zum namensgleichen Horn gegeben, doch nach kurzem Abwägen folgte ich der ausgeschilderten Wanderroute und legte noch einen Extraschlenker ein. 

Eine Schlenker der sich lohnte: Die Landschaft öffnete sich zu einem Hochplateau, welches von karger Vegetation und von flachen, abgeschliffenen Felsen überzogen war. Man hatte einen schönen Blick auf die Hügelketten der Sieben Hengste, des Hohgants und über den ganzen Brienzergrat. 

Beim Chüestand wandte ich mich schliesslich wieder dem Gemmenalphorn zu. Der Aufstieg führte zunächst über einen breiten Rücken, dann entlang senkrechter Felsen über eine Steintreppe. Ich war so konzentriert auf meine Schritte, dass ich den Steinbock fast übersehen hätte. Dieser liess sich von mir nicht beirren, sondern schlenderte gemächlich über den Wanderweg und blieb ein paar Stufen über mir genug lange stehen, damit ich sowohl mit der Kamera wie auch dem Handy Fotos machen konnte, und ging dann gnädig ein paar Schritte weiter, um mich passieren zu lassen.

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Etwas weiter oben, im Zentrum einer Wegschlaufe, so dass man ihn von allen Seiten begutachten konnte, ruhte sich dann der nächste Steinbock aus. Dieser hatte nicht nur ein sehr eindrucksvolles Geweih, sondern war auch in Begleitung von zwei Steinbockdamen.

Nach einer ausgiebigen Fotosession riss ich mich schliesslich von den Steinböcken loss und stieg die letzten Meter zum Gemmenalphorn (2'061 m) hoch. Auf der einen Seite ging es tief hinunter ins Justistal - bekannt für sein Hirschröhren und den sichelförmigen Talabschluss -, auf den anderen schauten die Berner Viertausender zwischen den aufziehenden Wolken hervor. 

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Mit diesem Panorama (die Route heisst ja auch Panoramaweg) ging es in stetem Auf und Ab weiter über den Güggigrat bis zum Burgfeldstand (2'063 m). Hier konnte ich erstmals mein Ziel sehen, das Niederhorn mit seiner prominenten Antenne. Und ich stellte fest, dass das Niederhorn seinen Namen zu Recht hatte: Es liegt nämlich tiefer als der Burgfeldstand, welches der höchste Gipfel der Kette ist. 

Entsprechend führte der Rest der Wanderung vornehmlich abwärts. Auf diesem letzten Teilstück waren sehr viele Spaziergänger unterwegs, die mit der Bahn hochgefahren waren. Trotzdem lagen nur wenige Meter neben dem Wanderweg weitere Steinböcke im Gras und blickten wiederkauend ins Justistal hinunter. Vom Touristentrubel liessen sie sich dabei nicht stören. 

Ich beendete die Wanderung auf dem Niederhorn (1'934 m) und fuhr mit Gondel und Standsteilbahn zur Beatenbucht hinunter, gerade als die ersten Regentropfen fielen.

 

Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 6. Juli 2025
  • Route: Beatenberg, Waldegg - Zigerwang - Chüematte - Gemmenalp Oberberg - Chüestand (Ptk. 1'862) - Gemmenalphorn - Güggigrat - Burgfeldstand - Niederhorn (Niederhorn-Panoramaweg/lokale Route Nr. 342) 
  • Meine Wanderzeit: 4 h
  • Distanz: 11 km
  • Höhenmeter1'100 m; 350 m 

 

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Donnerstag, 10. Juli 2025

Von der Engstligenalp ins Sunnbüel - Grathopping im Berner Oberland

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Ich war wieder mal mit dem SAC unterwegs, was sich vor allem daran zeigte, dass die Aufstiegsgeschwindigkeit über meiner Wohlfühlzone für Aufstiegsgeschwindigkeiten lag. Und mit einem giftigen Aufstieg startete diese Wanderung auch: Zwar hatten wir die ersten Höhenmeter von Adelboden auf die Engstligenalp noch mit der Gondel zurückgelegt, doch dann begann ohne jegliches Einlaufen direkt der Aufstieg über den Ärtelegrat. 

Wolken hatten sich in der Bergkette verfangen, so dass wir leider wenig von der Bergwelt um uns herum mitbekamen, dafür waren wir beim anstrengenden Aufstieg auf der Sonne geschützt, so dass ich nicht noch mehr ins Schwitzen kam.

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Siebenhundert Höhenmeter später erreichten wir schliesslich die steilen und zerklüfteten Felswände des Tschingellochtighorns und traversierten seinem Fuss entlang auf den Entschligegrat (2'630 m) hinauf. Hier öffneten sich die Wolken für einen Moment und die auffällige Turmformation des Tschingellochtighorns zusammen mit öden Entschligengrat erweckte den Eindruck, als wären wir auf unverhofft auf dem Mars gelandet.

Wir folgtem dem Grat nur für ein kurzes Stück und stiegen dann in ein kleines Zwischental hinab, in welchem ein kleiner Bergsee mit milchig-blauem Wasser lag. Auf ein paar Felsen machten wir kurz Mittagspause, bevor der nächste, diesmal aber kürzere Aufstieg folgte: Über lockeres Gestein und direkt unterhalb einer senkrechten, schwarzen Wand ging es hoch auf das Schwarzgrätli (2'381 m) - der Name war eindeutig kein Zufall.

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Wir überquerten das Grätli und stiegen dann auf die breite Ebene hinunter, welche Sunnbüel mit der Gemmi verbindet. Direkt beim Hotel Schwarenbach trafen wir auf den breiten Wanderweg, welcher das Berner Oberland mit dem Wallis verbindet. Diesmal kehrten wir hier nicht für einen Aprikosenkuchen ein, sondern wanderten - jetzt in einem Tempo eher in meiner Wohlfühlzone - immer leicht abwärts zur Seilbahn Sunnebüel. Spätestens beim kalten Most auf der Restaurantterrasse war ich wieder mitten drin in meiner Wohlfühlzone.

 




Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 5. Juli 2025
  • Route: Adelboden, Engstligenalp - Ärtelegrat - Entschligegrat - Schwarzgrätli - Schwarenbach - Kandersteg, Sunnbüel
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 30 min
  • Höhenmeter880 m; 890 m 

 


 

 

Donnerstag, 26. Juni 2025

Vom Eigenthal auf den Pilatus

@wandernohneende
Ich hatte mich in der Vergangenheit dem Pilatus schon aus unterschiedlichen Richtungen genähert: Von Westen über den Pilatusgrat, von Osten via Renggpass, von Süden ab Alpnachstad. Damit fehlte mir noch ein Aufstieg aus nördlicher Richtung. Um diese Lücke zu schliessen, ging es mit dem Postauto über eine kurvenreiche Strasse hoch ins Eigenthal. Ich genoss die Fahrt, denn ich wusste, jeden Höhenmeter, welcher der Bus jetzt hochfuhr, musste ich später nicht selber hochlaufen. 

In Eigenthal startete die Wanderung mit einer angenehmen Steigung durch einen üppig grünen Wald, welcher viel Schatten spendete. Die Überquerung des Höchberg (1'198 m) registrierte ich erst, als der (unmarkierte) Gipfel schon vorbei war. Lange Holzbretter sorgen dafür, dass man nicht im weichen Untergrund versank. 

Als ich schliesslich aus dem Wald heraustrat, türmte sich der Pilatus wie eine grüne, senkrechte Wand direkt vor mir auf. Damit war es auch mit der angenehmen Steigung vorbei.

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In engen, abschüssigen Kurven wand sich der schmale Pfad diese Wand hoch. Felsige Kraxelstellen waren mit Ketten gesichert. Richtig in die Beine ging mir dann eine lange Treppe aus holzigen Stufen. Nachdem ich den eher felsigen Teil hinter mir hatte, ging es weiter hoch über eine mit Alpenrosen durchsetzte, stotzige Wiese. Die Strecke ist weiss-rot markiert, bei Nässe würde ich den Aufstieg aber nicht empfehlen. 

Nach einer weiteren Kurve kam schliesslich die Klimsenkapelle in Sicht. Immer noch ein gutes Stück über mir, aber durchaus in Reichweite. Als ich sie schliesslich erreichte, suchte ich ein Schattenplätzchen für eine Pause und vertrieb dabei einen Steinbock mit einem imposanten Geweih von seinem schattigen Plätzchen vor der Kapelle.

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Nachdem ich mich mit einer Banane wieder etwas aufgepäppelt hatte, war ich bereit für den Schlussanstieg. In weiten Bögen ging es den letzten gerölligen Hang hoch, während von oben bereits die Turnschuhtouristen vom Felsenweg auf die Wanderer heruntersahen, die sich die letzten Höhenmeter hochkämpften. 

Vom Eigenthal aus ist der Aufstieg rund 500 Höhenmeter kürzer als wenn man auf Seehöhe startet. Trotzdem - ich war sehr froh, als ich endlich den Pilatus (2'106 m) erreichte. Durch einen Stollen ging es auf die andere Bergseite und damit auf dem kürzesten Weg zum verdienten saueren Most, bevor ich mich in die Schlange der Turnschuhtouristen einreihte und mit der Gondel hinunter schwebte. 

 

 

 

 

Wanderinfos:

  • Gewandert: Freitag, 20. Juni 2025 
  • Strecke: Eigenthal, Eigenthalerhof - Höchberg - Oberlauelen - Klimsenkapelle - Pilatus
  • Meine Wanderzeit: 3 h 15 min
  • Distanz: 8 km
  • Höhenmeter1'170 m; 130 m 

 

Donnerstag, 12. Juni 2025

Asphalt-Frust im Zürcher Oberland (Züri Oberland-Höhenweg Etappe 2)

@wandernohneende
Ziemlich genau einen Monat zuvor hatte ich die erste Etappe des Züri-Oberland Höhenwegs von Winterthur nach Girenbad gemacht und hatte diese Wanderung in meinem Blog als schöne Frühlingstour beschrieben. Nach dieser positiven Erfahrung beschloss ich, auf der ausgeschilderten Wanderroute Nr. 69 weiterzuwandern.

Mit dem Bus (fährt nur am Wochenende und auch dann nur vereinzelt) ging es nach Girenbad. Am Ende der letzten Etappe hatte mich vor allem das Alpenpanorama begeistert, welches man von hier aus sieht. Dafür hatte ich diesmal extra meine bessere Kamera eingepackt, weil mein Handy damals die Berge zu wenig zur Geltung gebracht hatte. Doch zu meiner Enttäuschung verborgen sich dieses Mal die Alpen hinter Quellwolken. Also schulterte ich ohne Fotosession meinen Rucksack und wanderte los.

Die Wanderung startete eigentlich ganz okay, mit der Ruine Schauenburg als ersten Höhepunkt - leider ohne Fernsicht trotz der exponierten Lage auf einer Kuppe. An einem klaren Tag würde man neben den Alpen wohl auch den Bodensee sehen. Kurz darauf folgte das erste Wegstück, welches entlang der Strasse durch zwei kleine Ortschaften führte. Zu diesem Zeitpunkt störte mich das aber noch nicht gross.

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Gleich darauf kam das schönste Teilstück der Wanderung, welches über einen schmalen Waldgrat zunächst aufwärts bis zum Chabishaupt (815 m) führte, und anschliesslich gemächlich wieder abwärts. In Sitzburg erreichte ich das nächste kleine Örtchen und der Wanderweg folgte wieder der Strasse - für die nächsten sieben Kilometer! Fast zwei Stunden lang watschelte ich zunehmend schlecht gelaunt an der prallen Sonne dem Asphalt entlang. Zwar handelte es sich um Nebenstrassen mit wenig Autoverkehr und ich wurde vorwiegend von Töff- und Velofahrern überholt, doch Wandergenuss fühlt sich anders an.

Bei Allenwinden kam ich an einer Trutenfarm vorbei und die grossen Vögel sahen so bemitleidenswert aus, wie ich mich fühlte. Kurz darauf hatte ich endgültig die Nase voll. Um die Wanderung zumindest mit einem positiven Erlebnis abzuschliessen, verliess ich den Züri-Oberland Höhenweg bei Silberbüel und bog Richtung Hörnli ab. Das kostete mich zwar ein paar Höhenmeter Aufstieg, dafür kam ich noch zu einem Gipfelerlebnis, was meine Stimmung zumindest etwas anhob. Sogar die Alpen zeigten sich kurz, als ich das Hörnli (1'133 m) erreichte. 

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Auf direktem Weg stieg ich dann nach Steg ab. Dies war ein weiterer Vorteil von meinem Abstecher aufs Hörnli, denn im Tösstal fährt halbstündlich eine S-Bahn, während das eigentliche Ziel der 2. Etappe des Höhenwegs die Hulftegg ist, wo die öV-Verbindungen kaum besser sind als in Girenbad.

Fazit: Wer plant, den Züri-Oberland Höhenweg zu wandern, dem kann ich nur empfehlen, die 2. Etappe auszulassen - oder sie mit dem Fahrrad zu machen, dafür scheint mir die Strecke dank fast durchgehender Asphaltierung ideal.

 

Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 18. Mai 2025
  • Route: Girenbad - Schwändi - Schauenberg - Seelimatten - Chabishaupt - Sitzberg - Roopelbööl - Allenwinden - Silberbüel - Hörnli - Steg im Tösstal (Etappe 2 des Züri Oberland-Höhenweg/regionale Route Nr. 69)
  • Meine Wanderzeit: 5 h 20 min
  • Distanz: 22 km
  • Höhenmeter960 m; 980 m

 

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Route - asphaltierte Teile hervorgehoben

Donnerstag, 5. Juni 2025

Pizzo Salmone - Hoch über dem Maggiadelta

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Auf die Idee für die Wanderung an der Kreuzung von Onsernone-, Maggiatal und Centovalli hatte mich ein Video des Kanals @Kapellenvideo auf Youtube gebracht (siehe unten 👇). Der Start lag am Eingang des Onsernonetals und der Bus ab Locarno wurde an diesem schönen Frühlingstag aufgrund der zahlreichen Wanderlustigen doppelt geführt; doch ich war schliesslich die einzige, die im kleinen Dörfchen Auressio ausstieg. 

Von dort aus hätte es auch einen direkten Weg auf mein heutiges Ziel, den Pizzo Salmone, gegeben. Doch ich wählte - inspirierte von @Kappellenvideo - eine Variante mit einem Schlenker über den Passo della Garina.

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Schnell stellte ich fest, dass sich dieser Umweg lohnte: Hoch über dem Wildbach Ri de Vo wanderte ich auf einem abwechslungsreichen Pfad der Bergflanke entlang in das namenlose Seitental hinein. Immer wieder kreuzten kleine Bäche meinen Weg, die mit mehr oder weniger lautem Rauschen den Hang hinab strömten. Einer davon bildete ein kleines Becken aus glasklarem Wasser, welches dazu einlud, mindestens die Füsse darin zu baden.

Das Tal endete in einer ausgedehnten Lichtung. Hier wechselte ich die Talseite und durchquerte einen kleinen Weiler aus hübsch renovierten Rustici, dessen Bewohner entweder in ihren Gärtchen herumwerkelten oder bereits im Schatten beim Apéro sassen. 

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Die ruhige Idylle war ansteckend und so gönnte ich mir auf dem sonst eher unspektaulären Passo della Garina (1'076 m) eine ausgiebige Pause. Der Pass markierte auch den Beginn des anstrengenderen Abschnitts der Wanderung. Der Wanderweg durch den Wald war sehr gut markiert, wofür ich bald dankbar war, denn auf dem harten, gleichmässig wurzelüberwachsenen Boden war nicht einmal ein Trampelpfad erkennbar. 

Die Orientierung wurde einfacher, als ich den Grat erreichte. Hier wähnte ich auch den grössten Teil des Anstiegs hinter mir, doch schnell stellte ich fest, dass die Tessiner es geschafft hatten, auch auf diesem abgelegenen Kamm eine Treppe zu bauen.

Der Pizen (1'538 m) war der erste Gipfel des Tages. Seine Aussichtsbank war strategisch klug ausgerichtet auf das Maggiatal und die weissen Bergketten dahinter. Die Wanderung ging weiter über die breite und langgezogene Hochebene des Salmone. Ich machte natürlich den kurzen Abstecher zu seinem höchsten Punkt, dem Pizzo Salmone (1'560 m). Der Gipfel liegt in direkter Linie über dem Maggiadelta und bildet die Grenze zwischen Maggia- und Onsernonetal. Ein grosses Metallkreuz und tibetanische Gebetsflaggen markieren einträchtlich den Gipfel.

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Für den Abstieg folgte ich weiter dem nun abwärtsgeneigten Grat. Gemäss Karte sollte ich dabei auf zwei weitere Gipfel stossen, den Testin und den Testa. Der Testin war nichts mehr als ein grosser Stein; am Testa ging ich vorbei, ohne ihn überhaupt zu bemerken. Was ich hingegen sehr wohl bemerkte, war mein Ziel Verscio, welches scheinbar senkrecht unter mir lag und einen entsprechend stotzigen Abstieg ankündigte.

Ich nahm mir viel Zeit für den Abstieg und viele Kurven, unzählige Treppenstufen und einen aufgeschürften Ellenbogen später, kam ich schliesslich im Tal unten an. Die Zeit, bis das Centovallibähnchen zurück nach Locarno fuhr, reichte gerade aus, der massiven Kirche von Verscio, welche während des ganzen Abstiegs als Richtungsweiser gedient hatte, einen kurzen Besuch abzustatten.

 

Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 2. Mai 2025
  • Strecke: Auressio - Ferreria - Mulegn - Passo della Garina - Legunc - Pizen - Salmone - Pizzo Salmone - Forcla - Testin - Testa - Invii - Lettuno - Verscio
  • Meine Wanderzeit: 5 h 20 min
  • Distanz: 13 km
  • Höhenmeter1'130 m; 1'380 m   

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Donnerstag, 15. Mai 2025

Abkürzung auf den Corona di Pinz

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Vor ein paar Jahren hatte ich eine Wanderung auf den Pizzo Leone gemacht. Beim Abstieg hatte ich damals eigentlich einen Schlenker über den Corona di Pinz geplant, doch die Zeit reichte schliesslich nicht mehr. Seither spukte mir der Corona di Pinz als Gipfelziel im Hinterkopf herum und der freie 1. Mai in diesem Jahr gab mir endlich die Gelegenheit, dieses Ziel abzuhaken.

Ich startete in Gruppaldo und spazierte zunächst entlang eines gewundenen Strässchens durch ein sehr schönes Wohnquartier. Alle Häuser hatten eine sehr bevorzugte Wohnlage mit einem spektulären Blick über den Lago Maggiore. Den besten Blick hatte eine Villa direkt am Waldrand, die auch als Schloss durchgegangen wäre: Sie war von einer hohen Steinmauer umgeben, hatte ein riesiges Eingangstor und einen regelrechten, zinnenbesetzten Wehrturm. 

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Über Stock und Stein ging der Aufstieg im Wald weiter, wobei zunächst der Stein überwog, dann der Stock. Der ausgeschilderte Wanderweg überwand den Schlusshang in weiten Bögen, doch ich hatte auf der Karte eine Abkürzung entdeckt, die mich auf direktem Weg auf den Gipfel führen sollte. 

Zwar war zunächst auf dem wurzelüberwachsenen Waldboden kein Pfad zu entdecken, doch als ich schliesslich eine Wegspur erspäte, wähnte ich mich richtig und gratulierte mir bereits zu meinen Kartenlesekünsten - bis sich die Spur im Steilhang verlor. Ich kraxelte weglos durch den abschüssigen Hang, bis ich die nächste Wegspur entdeckte, die aber ebenfalls plötzlich wieder verschwand. Das wiederholte sich ein paar Male, bis ich schliesslich - ziemlich ausser Atem - direkt am senkrecht abfallenden Grat ein schmales Weglein entdeckte, das mich doch noch bis auf den Gipfel führte.

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Auf dem Corona di Pinz (1'294 m) setzte ich mich auf die Aussichtsbank, erholte mich von der unterwartet anstrengenden und abenteuerlichen Abkürzung - die mir übrigens keine Zeit eingespart hatte - und genoss ausgiebig den Blick auf den Lago Maggiore und das Maggiadelta.

Für den Abstieg folgte ich dem offiziellen Wanderweg, der zwar weniger abenteuerlich, dafür aber durchgehend und nicht so steil war. Der Weg mündete schliesslich tessintypisch in endlosen Treppenstufen.

In Ronco sopra Ascona hatte ich die Wanderung eigentlich beenden wollen. Da es mit der öV-Verbindung nicht nahtlos klappte, entschloss ich mich spontan, bis Ascona weiterzuwandern. Damit endete die Wanderung wie sie begonnen hatte - mit einen Spaziergang durch bevorzugte Wohnlagen mit Seeblick.

 

 

Wanderinfos:

  • Gewandert: Donnerstag, 1. Mai 2025 
  • Route: Gruppaldo - Colle San Marco - Prato Coltella - Manzone - Alticcio - Corona di Pinz - Cassina del Gatto - Crumiaga - Non - Ronco spora Ascona - Croasca - Ascona
  • Meine Wanderzeit: 5 h
  • Distanz: 12,6 km
  • Höhenmeter: 900 m; 1'100 m  

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Donnerstag, 24. April 2025

Grüne Wälder, wurzelüberwachsene Gratwege und freie Sicht auf die Alpen (Züri Oberland-Höhenweg Etappe 1)

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Ich blieb das lange Osterwochenende für einmal zu Hause - was sich wettertechnisch als eine gute Entscheidung herausstellte - und entschloss mich, wieder einmal im nahegelegenen Zürcher Oberland zu wandern. Ich hatte auf SchweizMobil den Züri Oberland-Höhenweg entdeckt, welcher in vier Etappen von Winterthur nach Rapperswil führt. Für die erste Etappe reiste ich an den Startort Winterthur. 

Die Winterthurer Innenstadt liess ich schnell hinter mir und bald wanderte ich durch den ausgedehnten Stadtwald. Die hellgrün leuchtenden Blätter verbreiteten Frühlingsgefühle. Auf den breiten Wegen kam ich gut voran und erreichte bald den Wildpark Bruderhaus. Ein sehr junger und auf sehr dünnen Beinen stehender Wisent war das erste Highlight der Wanderung. 

Ich stellte zudem fest, dass ich diesen Teil der Strecke schon einmal gewandert war: Vor fast zehn Jahren, als Teil des Jakobsweg von Winterthur nach Pfäffikon. Damals waren wir zur Kyburg hochgestiegen. Diese sah ich heute nur von weitem; kurz vor dem Aufstieg zur Burg bog der Züri Oberland-Höhenweg vom Jakobsweg ab und führte stattdessen hinunter zur Töss.

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Entlang des Tössdamms erreichte ich Kollbrunn und dort fing der schönste Teil der Wanderung an, obwohl es ab da tendenziell aufwärts ging. Bisher hatte die Strecke vor allem über breite Waldstrassen geführt, diese wurden nun abgelöst durch einen schmalen, wurzelüberwachsenen und abwechslungsreichen Gratweg. Nach dem Wissenberg und Höchholz folgten zwei weitere schöne Wegstücke über einen Grat. Hier öffnete sich auch die Aussicht auf die Alpen, die ihren Höhepunkt beim Girenbad fand. Ich setzte mich dort auf eine Bank und staunte nur über die freie Sicht auf den gesamten Alpenbogen vom Säntis ganz im Osten bis zur Berner Prominenz im Westen.

Die erste Etappe des Zürcher Oberland-Höhewegs endet eigentlich im Girenbad. Leider sind die öV-Verbindung von hier nur sehr mager. Daher wanderte ich noch ein Stück weiter und stieg nach Turbenthal hinab, von wo zweimal stündlich eine S-Bahn fährt. 

Als ich in den Zug stieg, nahm ich mir fest vor, weitere Etappen dieses Höhenwegs durch das Zürcher Oberland zu wandern, denn es ist eine schöne Route, besonders jetzt im Frühling, wo in der (höheren) Höhe noch Schnee liegt.

 

Wanderinfos:

  • Gewandert: Ostersamstag, 19. April 2025
  • Route: Winterthur - Wildpark Bruderholz - Eschenberg - Sennhof - Kollbrunn - Wolfbrunnen - Wissenberg - Höchholz - Girenbad - Turbenthal (Etappe 1 des Züri Oberland-Höhenweg/regionale Route Nr. 69)
  • Meine Wanderzeit: 4 h 30 min
  • Distanz: 20 km
  • Höhenmeter: 740 m; 630 m

 

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