Von dort aus hätte es auch einen direkten Weg auf mein heutiges Ziel, den Pizzo Salmone, gegeben. Doch ich wählte - inspirierte von @Kappellenvideo - eine Variante mit einem Schlenker über den Passo della Garina.
Schnell stellte ich fest, dass sich dieser Umweg lohnte: Hoch über dem Wildbach Ri de Vo wanderte ich auf einem abwechslungsreichen Pfad der Bergflanke entlang in das namenlose Seitental hinein. Immer wieder kreuzten kleine Bäche meinen Weg, die mit mehr oder weniger lautem Rauschen den Hang hinab strömten. Einer davon bildete ein kleines Becken aus glasklarem Wasser, welches dazu einlud, mindestens die Füsse darin zu baden.Das Tal endete in einer ausgedehnten Lichtung. Hier wechselte ich die Talseite und durchquerte einen kleinen Weiler aus hübsch renovierten Rustici, dessen Bewohner entweder in ihren Gärtchen herumwerkelten oder bereits im Schatten beim Apéro sassen.
Die ruhige Idylle war ansteckend und so gönnte ich mir auf dem sonst eher unspektaulären Passo della Garina (1'076 m) eine ausgiebige Pause. Der Pass markierte auch den Beginn des anstrengenderen Abschnitts der Wanderung. Der Wanderweg durch den Wald war sehr gut markiert, wofür ich bald dankbar war, denn auf dem harten, gleichmässig wurzelüberwachsenen Boden war nicht einmal ein Trampelpfad erkennbar.Die Orientierung wurde einfacher, als ich den Grat erreichte. Hier wähnte ich auch den grössten Teil des Anstiegs hinter mir, doch schnell stellte ich fest, dass die Tessiner es geschafft hatten, auch auf diesem abgelegenen Kamm eine Treppe zu bauen.
Der Pizen (1'538 m) war der erste Gipfel des Tages. Seine Aussichtsbank war strategisch klug ausgerichtet auf das Maggiatal und die weissen Bergketten dahinter. Die Wanderung ging weiter über die breite und langgezogene Hochebene des Salmone. Ich machte natürlich den kurzen Abstecher zu seinem höchsten Punkt, dem Pizzo Salmone (1'560 m). Der Gipfel liegt in direkter Linie über dem Maggiadelta und bildet die Grenze zwischen Maggia- und Onsernonetal. Ein grosses Metallkreuz und tibetanische Gebetsflaggen markieren einträchtlich den Gipfel.
Für den Abstieg folgte ich weiter dem nun abwärtsgeneigten Grat. Gemäss Karte sollte ich dabei auf zwei weitere Gipfel stossen, den Testin und den Testa. Der Testin war nichts mehr als ein grosser Stein; am Testa ging ich vorbei, ohne ihn überhaupt zu bemerken. Was ich hingegen sehr wohl bemerkte, war mein Ziel Verscio, welches scheinbar senkrecht unter mir lag und einen entsprechend stotzigen Abstieg ankündigte.Ich nahm mir viel Zeit für den Abstieg und viele Kurven, unzählige Treppenstufen und einen aufgeschürften Ellenbogen später, kam ich schliesslich im Tal unten an. Die Zeit, bis das Centovallibähnchen zurück nach Locarno fuhr, reichte gerade aus, der massiven Kirche von Verscio, welche während des ganzen Abstiegs als Richtungsweiser gedient hatte, einen kurzen Besuch abzustatten.
Wanderinfos:
- Gewandert: Samstag, 2. Mai 2025
- Strecke: Auressio - Ferreria - Mulegn - Passo della Garina - Legunc - Pizen - Salmone - Pizzo Salmone - Forcla - Testin - Testa - Invii - Lettuno - Verscio
- Meine Wanderzeit: 5 h 20 min
- Distanz: 13 km
- Höhenmeter: ↑1'130 m; ↓1'380 m