Wir durchquerten ein kleines Samendörfchen und bogen dann in ein einsames Seitental ein. Über die Berghänge fielen unzählige Wasserfälle und vereinten sich in der Talmitte zu einem breiten Fluss. Der Weg führte über ausgedehnte Geröllfelder, die teilweise aus lockeren Steinen bestanden, teilweise längst von Blumen und kleinen Birken überwuchert worden waren.
Wir passierten eine Herde von Rentieren, die im hohen Gras weideten und uns ebenso neugierig musterten wie wir sie. Als wir nach einer weiteren mühseligen Flussdurchquerung am Boden sassen, um wieder unsere Wanderschuhe anzuziehen, huschte ein Rudel von halbwüchsigen Rentierböcken an uns vorbei und zeigte uns, wie man Flüsse elegant überquert.
Ich freute mich zu früh darüber, dass sich der Sumpf an diesem Tag in Grenzen hielt, denn die letzten Kilometer mussten wir uns durch ein Birkenwäldchen kämpfen, in welchem der Matsch knöcheltief stand. Nach diesem kräfteraubenden Endspurt erreichten wir die Vistas-Stugan, die in einer kleinen Waldlichtung direkt am Fluss liegt - natürlich inklusive Sauna, die wir uns an diesem Tag redlich verdient hatten. Das Abschlusshighlight des Tages bildeten dann aber drei Elche, welche wir am Abend auf der gegenüberliegenden Flussseite, gut getarnt durch den dichten Birkenwald, entdeckten.
Nallo-Stugan |
Am Fusse des Berges machten wir ein kleines Mittagsschläfchen an der Sonne. Bald darauf erreichten wir bereits die kleine Hütte, die in der Mündung zweier Flüsse liegt. Steinmännchen im Wasser kennzeichneten die Stelle, wo man den Fluss am besten überqueren konnte. Die Nallo-Stugan war eine der schönsten Hütten, in der wir übernachteten. Die Hütte liegt zwar auf nicht einmal 1000 m Höhe, trotzdem war sie nur von Felsen, Schnee und Wasser umgeben; ausser kurzem Gras und ein paar Flechten gab es keine Vegetation mehr. In der Schweiz findet man solche Landschaften erst über 2000 m. Der Nachteil der baumlosen Lage war, dass die Hütte - eben mangels Holz - keine Sauna hatte, doch das nahm ich an diesem Tag gerne in Kauf.
Hier geht's weiter auf dem Kungsleden => Teil 4: Geröll, Schnee und unendliche Weiten
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